Ressource Trinkwasser

Der vergangene Winter war feuchter als die vorigen. Die Grundwasserneubildung von November bis April 2022 war etwas umfangreicher, konnte jedoch die „Trockenwinter“ der Jahre 2018 – 2020 nicht ausgleichen. Trockenwinter und Trockensommer führen zur Verringerung der Grundwasserbestände durch Verbrauch einerseits und mangelnden Nachtrag (Ersatz) andererseits.

Die aktuelle Grundwassersituation in Hessen ist nach den Festzstellungen des Hessischen Landesamtes für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) nicht nur auf den trockenen Witterungsverlauf des Jahres 2022, sondern im Wesentlichen auf das hohe Niederschlagsdefizit des extrem trockenen Jahres 2018 und die trockenen Folgejahre 2019 und 2020 zurückzuführen. Gleichwohl hat das Hessische Landesamt für Natur, Umwelt und Geologie (HLNUG) für unsere Breiten einen noch relativ „guten Zustand“ der Grundwasservorkommen attestiert. Die Bewertung beruht auf langfristigen und periodischen Ermittlungen. Die Zyklen sind nicht kurzfristig, sondern langfristig.

Der Klimawandel, die Bedarfe und Corona haben dafür gesorgt und sorgen für erhöhtes Verbraucherverhalten im heimischen Raum neben dem Zuwachs an Bevölkerung in den Kernbereichen unseres Versorgungsgebietes.

Das heißt:

Noch gibt es keine Versorgungsengpässe – außer bei Havarien und sonstigen Eventualereignissen. Sollten sich die Rahmenbedingungen verschärfen, werden wir Probleme bekommen.

„Wenn der Brunnen ausgetrocknet ist, erkennen wir den Wert des Wassers.“ (Dieser Satz wird Benjamin Franklin (1706-1790) zugeschrieben.)

Es ist das wertvollste Gut, das wir bisher besitzen. Mit diesem müssten wir sorgfältiger als in der Vergangenheit umgehen – umzugehen lernen.

Das fällt schwer!

Ist es doch ein Gut, das für einen sensationell niedrigen Preis zu erwerben und zu verbrauchen ist.
Es kommt nicht nur „einfach so aus dem Hahn“, nein, es ist auch noch billig.

Kostet ein Liter Benzin etwa 1,70 Euro, obwohl es nicht trinkbar ist, ein Kilo Gold etwa 60.000 Euro, obwohl es weder essbar noch trinkbar ist, zahlen wir für 1.000 l = 1 m3 etwa nur 2 Euro, also 0,2 Cent pro Liter.

Kein Wunder, wenn gezapft wird, was die Hähne hergeben – oder?

Bei einem pro Kopf Verbrauch von etwa 40 m³ sind das 80 Euro im Jahr. Das geben wir schon an der Tankstelle für einen vollen Tank oder bei einem guten Essen zu zweit in wenigen Stunden aus.

Der Wert unseres Trinkwassers wird nicht entsprechend wahrgenommen! Das schadet uns allen, wenn wir unser Verbrauchsverhalten nicht bewusster gestalten.

Wir können und müssen alle dazu beitragen, die gegenwärtige gute Versorgung bei uns auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.

Daher ertüchtigen wir als Versorger unsere Leitungen und die Technik, um Verluste im Leitungssystem gering zu halten. Sie alle, als Weiterleiter oder Endverbraucher können und sollten zur Vermeidung von Versorgungsengpässen so viel als möglich ebenso beitragen.

Das erscheint auch möglich, wenn folgende Hinweise beachtet werden, alle Verbraucher und sonstige Nutzer mit Trinkwasser sparsam und sorgsam umgehen und beispielsweise auf:

  • die Gartenbewässerung,
  • das Bewässern von Rasenflächen,
  • das Waschen von Autos,
  • das Be- und Nachfüllen von Schwimmbecken,
  • das Säubern von Hausvorplätzen mit Wasser,
  • Vollbäder,
  • Feuerwehrübungen, bei denen auf das Trinkwasserversorgungsnetz zurückgegriffen wird,
  • die Dusche nicht laufen lassen
  • beim Zähneputzen den Wasserhahn abstellen, verzichten oder darauf achten
  • und Regenwasser oder Brauchwasser nutzen.

Viele kleinere Achtsamkeiten Einzelner helfen in der Summe, niedrigere Verbräuche herbeizuführen und das Grundwasser zu schonen.

Unsere Kinder und Enkel sollen ja auch noch gut mit Trinkwasser versorgt werden können. Denken Sie an diese.
Helfen Sie mit, gehen Sie sorgsam mit unserem wertvollsten Lebensmittel um, obwohl es noch recht wenig kostet. Das wird nicht so bleiben.

Gießen, Juli 2022

Thomas Brunner
Geschäftsführer

Dirk Ficht
Abteilungsleiter WASSER